Die in Cadarese (Norditalien) gesammelte Erfahrung mit dem Trad-Klettern zeigt hier ihren Nutzen. Es gibt so gut wie keine Hacken, alles ist zum selber absichern. Der zweite Unterschied zu den bisherigen Kletter-Aktivitäten ist, dass es hier mehr Langtouren gibt und die auch der Grund sind, warum man hier klettert. Den Auftakt machen wir mit einer der bekanntesten Touren, Gandalf, am gleichnamigen Berg. Das Absichern ist eigentlich kein Problem, doch schnell wird klar, dass auch die Stände nicht gebohrt sind. In den kurzen Touren am Gandalf lässt sich das aber meist mit einer Schlinge um einen Block lösen. In den leichteren Schwierigkeitsgraden bietet die Wand einiges und die Touren sind wirklich gut.
Um das gute Wetter zu nutzen entscheiden wir uns, am nächsten Tag gleich in Bernds großes Ziel einzusteigen, Vestpillaren direkt (6+, auch das kann ganz schön schwer sein). Die 12 SL-Tour ist der große Klassiker am Presten und optisch sehr ansprechend. Um der Sonne zumindest teilweise auszuweichen (normal heißt es, man soll dem Schatten ausweichen) starten wir früh und außer zwei Locals, die die Tour rauf rennen, ist erstaunlicherweise niemand da. Die ersten fünf Seillängen laufen gut, die Stände sind gebohrt und bis hier kann man abseilen. Doch dann zeigt sich, dass sich unsere Erfahrung beim Standbau in Grenzen hält. Wir brauchen sehr lang und mein Vertrauen in Hängestände an Friends hält sich in Grenzen. Nach 7,5h und total platt (zumindest ich), aber glücklich, kommen wir oben an. Das Fazit: Eine geniale Tour mit toller Kletterei und harter Bewertung, die für Ungeübte aber ziemlich anspruchsvoll ist.
Am nächsten Tag machen Yvonne und Bernd eine Tour auf die markante Svolvaergeita über Svolvaer und nach einem weiteren Tag fahren wir in den Süden der Inseln. Wer mal keine lang Tour machen will, findet bei Henningsvaer vereinzelt auch Sportklettertouren, selbstverständlich zum selbst absichern und oft ohne Umlenker. Das Gebiet Paradiset am Strand von Kalle zog uns nicht wirklich an.
Kurze Anmerkung zum Lofoten-Führer: Er ist besser als es auf den ersten Blick aussieht, die Topos passen ziemlich genau und auch nach der Bewertung kann man sich gut orientieren. Wenn man nicht ewig Zeit hat, ist es sinnvoll sich an den Top 50 zu richten.
Wir waren Ende Juli/Anfang August auf den Lofoten und ich muss sagen, es war ziemlich viel los. Beim Klettern war es kein Problem, auch wenn am Gandalf immer ein paar Seilschaften unterwegs waren. Völlig überlaufen waren der Strand von Kalle und die Wanderungen um Henningsvaer.