Südafrika Teil 6: Waterval Boven

Das bekannteste Sportklettergebiet Südafrikas liegt im Norden des Landes zwischen Johannesburg und dem Krüger Park bei der kleinen Stadt Waterval Boven, auch Emgwenya genannt. Eines sticht auf allen Bildern von hier heraus: Die knallrote Felsfarbe. Doch von Anfang an:
Das kleine Städtchen ist nichts Besonderes, aber schöner als viele andere Städte hier. Die Felsen sind zahlreich und sehen fantastisch aus. Etwas abschreckend, vor allem für uns als Europäer, sind die Geschichten von Überfällen an manchen Sektoren. Auch wenn es in letzter Zeit keine solchen Vorfälle mehr gegeben haben soll, beschließen wir die betroffenen Gebiete soweit es geht zu meiden.
Auf der Tranquilitas Farm, dem Kletterercampingplatz, ist es sehr ruhig und wir möchten hier unsere Sachen nicht im Zelt lassen. Irgendwo hatte ich gelesen, dass der kleine Kletterladen in der Stadt auch Betten anbietet. Der Laden und die zugehörige Kletterschule „Roc‘n Rope“ werden von Alex und Gustav, den beiden Locals hier, betrieben. Es gibt auch ein großes Haus mit Mehrbettzimmern und einer großen Küche in dem eigentlich ausschließlich Kletterer wohnen. Recht ruhig ist es aber auch hier, übers Wochenende sind noch ein paar andere Leute hier aber danach haben wir das ganze Haus, und nicht nur unser Vierbettzimmer, für uns alleine. Wobei die Atmosphäre eigentlich deutlich schöner ist, wenn noch ein paar Gleichgesinnte da sind.

Der Klassiker "Endless Summer" und die Elandsfalls

Allen und Isla beim "Zustieg" zu den Sektoren am Wasserfall

Mal ein Bild von mir: When the world disappears, 7b+
Vielen Dank an Allen fürs Fotografieren!

trotz Trockenzeit ist der Wasserfall sehr mächtig

Allen in Snapdragon, 7c+

Den ersten Klettertag verbringen wir im Sektor Baboon Butress und stellen fest, das der Fels etwas gewöhnungsbedürftig ist. Im Gegensatz zur extremen Reibung in den Rocklands ist hier alles recht glatt und die Kletterei recht eigen. Die endlos langen Touren der beeindruckenden God No Wall sind uns erstmal zu schwer. Die oben schon erwähnte Felsfarbe ist genau wie erwartet, in einen tiefen rot/orange stechen die Wände aus der Landschaft heraus.

Der nächste Tag im Sektor Super Bowl läuft schon besser und wir machen einige wunderschöne und meist recht lange Touren. Wir treffen auch ein sehr nettes Pärchen aus Südafrika, die schon öfter hier waren. Wie alle Südafrikaner mit denen wir näheren Kontakt hatten sind die beiden sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Am Ende bieten sie uns sogar an, am nächsten Tag mit uns an den Wasserfall zu gehen.

Die Sektoren am Wasserfall gehören definitiv zu den besten hier und sind anscheinend, zumindest für einen Tag, ein absolutes Muss. Sie liegen allerdings direkt bei den Townships und in der Nähe gab es schon Überfälle. So nehmen wir das Angebot dankbar an, in einer größeren Gruppe soll es auch unproblematisch sein. Am nächsten Tag werden wir von einem Mitarbeiter von Alex und Gustav hingefahren, da der Weg mitten durch die Townships führt und parken sehr schwierig ist. Für den Zustieg gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man seilt ab, was sicherlich das einfachste ist, zurück muss man das Stück aber wieder rauf klettern (kein Problem, da gesichert). Die Alternative ist laufen – durch den Eisenbahntunnel.

Die Touren unten sind dann aber alle Mühe wert. Einige der Klassiker sind hier zu finden, darunter Endless Summer (22 = 6b) und der Riss von When the World disappears (26 = 7b+). Beide sind genial und ein absoluter Genuss. Wenn man zum Klettern in Boven ist, sind die Sektoren am Wasserfall jedenfalls ein Muss.

Zurück zur Unterkunft laufen wir, man kann sich aber auch abholen lassen. Der Fußweg durch das, laut Gustav, „sicherste Township Afrikas“ ist jedenfalls eigen. Mit unseren beiden südafrikanischen Freunden haben wir uns aber sicher gefühlt, jedenfalls war es in der Gruppe wesentlich besser als zu zweit. Der Weg durch solche Gegenden ist meiner Meinung nach eine gute, und auch wichtige, Erfahrung.

Die Tage in Boven waren insgesamt auf jeden Fall wunderschön, von der Routenqualität bis zum gemütlichen Beisammensein abends war alles super.

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