Norwegen Teil 7: Dovrefjell, Jaberget und Umgebung Oslo

Dovrefjell-Sunndalsfjella-Nationalpark

 

Einen der bekanntesten Naturfoto-Hot-Spots in Norwegen haben wir noch nicht besucht, den Dovrefjell Nationalpark. Direkt an der E6 bei Oppdal liegt er genau auf unserer Route nach Süden und ein längerer Stopp ist natürlich eingeplant. Die Highlights des Parks sind die Snohetta (höchster Berg), Polarfüchse und natürlich die Moschusochsen. Schnell stellen wir fest, dass das mit den Polarfüchsen kompliziert ist, ohne mehrstündige Wanderungen und vor allem Kenntnis wo die Bauten sind, geht da wohl nichts. Moschusochsen zu fotografieren ist da schon deutlich einfacher.

Am ersten Tag starten wir von Kongsvoll Richtung Reinheim. Nach etwa 45 Minuten verlässt man den Birkwald und kommt auf die Hochebene des Parks über der Baumgrenze. Den ersten Ochsen entdecken wir schnell auf einem der umliegenden Berge. Das Gebiet ist stellenweise allerdings sehr sumpfig und abseits vom Weg kommt man nicht wirklich voran. Als wir schließlich auf dem Berg stehen ist der Ochse längst verschwunden. Auf dem Moschusochsenweg nach Norden gibt es keine Aussicht auf Erfolg, also laufen wir weiter den Weg zu Reinheim-Hütte. Nach insgesamt über 2,5 Stunden entdecken wir eine Gruppe, aber sehr weit entfernt und auf der anderen Seite des kaum überquerbaren Flusses. Ein Stück weiter sollen sie aber deutlich näher sein. Nach einer weiteren Stunde sind wir ihnen recht nah, sie stehen auf der anderen Flussseite auf einem Hügel. Für gute Fotos sind die über 100 Meter aber immer noch Recht weit und das Licht kommt von der falschen Seite. Es wird empfohlen einen Sicherheitsabstand von 200 Metern einzuhalten, es sollen schon tödliche Unfälle passiert sein. Solange man sich vorsichtig, langsam und offen nähert und die Tiere im Auge behält, halte ich es aber für unproblematisch näher heranzugehen, sie sind es gewohnt. Übertreiben sollte man es aber auf keinen Fall und Vorsicht ist unbedingt geboten, ein Moschusochse kann 60km/h rennen! Die vielen Bilder in den umliegenden Cafés und Campingplätzen sind aber definitiv auch nicht aus 200 Metern Entfernung entstanden.

Nur mäßig zufrieden ziehen wir nach 2 Stunden wieder ab, auf dem gesamten Rückweg sehen wir auch keine mehr. Der Anblick des Nationalparks ist auf den ersten Blick gigantisch, eine weitläufige Mondlandschaft mit unzähligen Hügel und sanften Bergen. Das Wandern ist aber doch sehr eintönig, denn die Landschaft verändert sich nicht.

Am zweiten Tag fahren wir mit dem Shuttlebus nach Snoheim, der Ausgangspunkt für die Wanderung auf die Snohetta. Deren Gipfel ist aber nicht unser Ziel, wir laufen wieder Richtung Reinheim (aus einer anderen Richtung kommend). Nach mehreren Stunden haben wir keinen einzigen Ochsen gesehen. Entschädigt wurden wir aber von einer Gruppe Schneehühner mit wenig Scheu. Auf der Rückfahrt sehen wir die Ochsen (wie schon auf der Hinfahrt) am Straßenrand, sie stehen 300 Meter von dem Punkt entfernt, bis zu dem man mit dem Auto fahren kann.

Und dieses Mal hat dann auch alles gepasst. Statt 5 Stunden 5 Minuten laufen, kein Fluss im Weg, toller Hintergrund und das Licht war auch nicht schlecht. Erschöpft, aber glücklich und zufrieden mit der Ausbeute fahren wir nach 2 Tagen weiter nach Süden.

Schneehuhn

Moschusochsen vor der Snohetta

Jaberget

Das Ziel ist es, als letztes Klettergebiet Jaberget im Etnedal anzufahren. Der erste Eindruck von der 40 Meter hohen Granitwand ist super und die erste Tour bestätigt das. Danach stellen wir allerdings fest, dass die Felsqualität insgesamt nicht wirklich gut ist. Viele Touren sind flechtig und unbeklettert und die Griffstruktur ist auch nicht sehr schön. Es gibt aber ein paar Ausnahmen. Etwas enttäuscht fahren wir so nach zwei Tagen weiter.

Ausklang in und um Oslo

Einen Ruhetag verbringen wir in Oslo und schauen uns zwei Klettergebiete an, die für die nächsten Tage in Frage kommen. Oslo ist eine hübsche Stadt mit einem sehr schönen Opernhaus, ab sehr teuer. Die einzigen 12€ die wir ausgegeben haben, war die Parkgebühr für 2 Stunden.

Unsere letzten zwei Tage klettern wir in den Gebieten um Oslo, vor allem Hauktjern hat uns gut gefallen. Der Fels hat ein gutes Spektrum und liegt im Stadtgebiet von Oslo, doch trotzdem sehr idyllisch und abgelegen an einem See. Die Felsqualität der verschiedenen Sektoren ist aber sehr unterschiedlich. Am letzten Tag machen wir noch ein paar Touren in Dammtjern, auch wieder nett, trotz komischer Bewertung. An beiden Tagen hindert uns das Wetter leider am Fotos machen. Mit einer stürmischen Überfahrt von Larvik nach Hirtshals geht unsere 7-wöchige Reise zu Ende.

Norwegen ist ein fantastisches Land, ich kann nur jedem raten dort mal hin zu fahren. Für eine kurze Zeit lohnt es sich nicht, dafür ist es zu weitläufig. Als Kletterer muss man um Spaß zu haben auch das Land und seine Landschaft anschauen, nicht nur die Klettergebiete. Das einzige Weltklassegebiet ist am Ende Flatanger, was nicht heißen soll, dass der Rest nicht gut ist. Wir sind jedenfalls absolut begeistert und es wird vermutlich nicht das letzte Mal sein.

Eine ausführliche Bildergalerie wird in den nächsten Wochen kommen.

 

Norwegen Teil 6: Andenes und Hell

Pottwal beim abtauchen

Walsafari in Andenes

Von den Lofoten fahren wir noch ein Stück weiter nach Norden, nach Andenes, die Spitze der Vesteralen. Hier ist nicht nur der nördlichste Punkt unserer Reise erreicht, sondern vor allem der beste Platz für whale-watching in Norwegen und darüber hinaus. Das Besondere ist, dass nur wenige Kilometer (ca. 15) vom Festland entfernt das Meer über 1000m in die Tiefe abfällt und man so leicht in das Jagdgebiet der Pottwale gelangt. Die 14-15m langen Männchen sind im Sommer fast jeden Tag zu sehen wenn sie nach der Jagd einige Minuten an der Oberfläche verbringen. Ihre Nahrung besteht aus Fischen und Kraken, die sie in mehreren hundert Meter Tiefe erbeuten, nachweislich können sie über 1000 Meter tief tauchen, man vermutet aber, dass sie in noch größere Tiefen vordringen. Außer Pottwalen gibt es noch Finn-, Schwert-, und im Winter Buckelwale.
In Andenes gibt es zwei Anbieter für Walsafaris, wir hatten uns für den Kleineren entschieden. Im Gegensatz zum Anderen fährt man mit Schlauchbooten aufs Meer hinaus und ist den Walen so viel näher als von den großen Booten aus. Außerdem ist die tiefere Perspektive zum Fotografieren sicherlich besser. Natürlich sind sie damit auch windanfälliger, leider wurde unsere Tour eine Stunde vor Abfahrt deswegen abgesagt. Da auch am nächsten Tag keine Besserung in Sicht war versuchten wir unser Glück beim anderen Anbieter, mit Erfolg.

Dreizehenmöwenkolonie in Andenes

So konnten wir am nächsten Morgen nach einer recht interessanten Museumsführung zu den Walen hinausfahren. Ich muss aber zugeben, wir waren etwas enttäuscht. In 3 Stunden auf dem Meer konnten wir drei Pottwale sehen, doch diese Begegnung hatte ich mir viel beeindruckender vorgestellt. Wenn der Wald abtaucht und seine Schwanzflosse kurz zeigt, wird es für einen Moment spannend, mehr sieht man aber auch nicht. Außerdem war die Seekrankheit ein Problem, der Seegang war recht stark und von 25 Leuten auf dem Boot waren sicherlich über 10 betroffen (ich auch). Dazu kam ein schlechtes Mikrofon und für den Preis kann man erwarten, dass der Kapitän das Boot zum Fotografieren ins richtige Licht dreht. Oles Seeadlerausfahrt war da schon eine ganz andere Nummer und viel beeindruckender. Die Anfahrt von den Lofoten lohnt sich meiner Meinung nach kaum, im Winter mit vielen Schwertwalen und jagenden Buckelwalen mag die Situation anders aussehen.

 

Hell

Auf der Rückfahrt klettern wir noch einen Abend in Flatanger und einen Tag in Hell, in der Hoffnung dass das Gebiet regensicher ist.  Nach eineinhalb Tagen Starkregen ist hier allerdings alles bis 7b gespült und die Bedingungen sind alles andere als gut. Trotzdem klettern wir ein paar Touren an diesem Konglomeratriegel. Der Stil ist sehr fränkisch, heißt kurz und harte Züge an Löchern und Leisten. Wer diese Art Kletterei nicht mag muss hier nicht herkommen, denn länger als 15m ist kaum eine Tour, viele deutlich kürzer.

 

Norwegen Teil 5: Die Lofoten

Einige Zeit ist seit meinem letzten Blogbeitrag vergangen und wir haben viel erlebt. Nach vielen weiteren Fahrstunden kommen wir auf der bekanntesten Inselgruppe Norwegens, den Lofoten, an. Leider hat sich Yvonne am vorletzten Tag in Flatanger an der Schulter verletzt und wir verbringen noch einen Wandertag im Borgefjell-Nationalpark. Glücklicherweise erweist sich die Verletzung als nicht sehr langwierig und nach einer Woche können wir wieder zu dritt klettern. Die Lofoten, bekannt für ihre grandiose Kulisse aus Sandstränden und hohen Bergen, erreicht man von Süden kommend mit der Fähre. Für Kletterer ist die Strecke von Skutvik nach Svolvaer eine gute Alternative, so gelangt man schnell in den Klettererstützpunkt Henningsvaer. Ein hübsches Städchen, das auf einigen vorgelagerten Inseln liegt und auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Das Wetter ist eigentlich unglaublich, mehrere Tage lang klettert das Thermometer über 25°.

Nicht Karibik, nicht Mittelmeer sondern Norwegen

Die Inseln von Henningsvaer und die Lofoten im Abendlicht

In der 8. und besten Seillänge von Vestpillaren direkt

Klettern bei Henningsvaer

 

Die in Cadarese (Norditalien) gesammelte Erfahrung mit dem Trad-Klettern zeigt hier ihren Nutzen. Es gibt so gut wie keine Hacken, alles ist zum selber absichern. Der zweite Unterschied zu den bisherigen Kletter-Aktivitäten ist, dass es hier mehr Langtouren gibt und die auch der Grund sind, warum man hier klettert. Den Auftakt machen wir mit einer der bekanntesten Touren, Gandalf, am gleichnamigen Berg. Das Absichern ist eigentlich kein Problem, doch schnell wird klar, dass auch die Stände nicht gebohrt sind. In den kurzen Touren am Gandalf lässt sich das aber meist mit einer Schlinge um einen Block lösen. In den leichteren Schwierigkeitsgraden bietet die Wand einiges und die Touren sind wirklich gut.

Um das gute Wetter zu nutzen entscheiden wir uns, am nächsten Tag gleich in Bernds großes Ziel einzusteigen, Vestpillaren direkt (6+, auch das kann ganz schön schwer sein). Die 12 SL-Tour ist der große Klassiker am Presten und optisch sehr ansprechend. Um der Sonne zumindest teilweise auszuweichen (normal heißt es, man soll dem Schatten ausweichen) starten wir früh und außer zwei Locals, die die Tour rauf rennen, ist erstaunlicherweise niemand da. Die ersten fünf Seillängen laufen gut, die Stände sind gebohrt und bis hier kann man abseilen. Doch dann zeigt sich, dass sich unsere Erfahrung beim Standbau in Grenzen hält. Wir brauchen sehr lang und mein Vertrauen in Hängestände an Friends hält sich in Grenzen. Nach 7,5h und total platt (zumindest ich), aber glücklich, kommen wir oben an. Das Fazit: Eine geniale Tour mit toller Kletterei und harter Bewertung, die für Ungeübte aber ziemlich anspruchsvoll ist.

Am nächsten Tag machen Yvonne und Bernd eine Tour auf die markante Svolvaergeita über Svolvaer und nach einem weiteren Tag fahren wir in den Süden der Inseln. Wer mal keine lang Tour machen will, findet bei Henningsvaer vereinzelt auch Sportklettertouren, selbstverständlich zum selbst absichern und oft ohne Umlenker. Das Gebiet Paradiset am Strand von Kalle zog uns nicht wirklich an.

Kurze Anmerkung zum Lofoten-Führer: Er ist besser als es auf den ersten Blick aussieht, die Topos passen ziemlich genau und auch nach der Bewertung kann man sich gut orientieren. Wenn man nicht ewig Zeit hat, ist es sinnvoll sich an den Top 50 zu richten.

Wir waren Ende Juli/Anfang August auf den Lofoten und ich muss sagen, es war ziemlich viel los. Beim Klettern war es kein Problem, auch wenn am Gandalf immer ein paar Seilschaften unterwegs waren. Völlig überlaufen waren der Strand von Kalle und die Wanderungen um Henningsvaer.

Flussseeschwalben (hier) und Küstenseeschwalben gibt es bei Henningsvaer viele

Die markante Svolvaergeita (die Ziege von Svolvaer) mit ihren zwei Hörnern

Die Südspitze

Zu den bekannten Sehenswürdigkeiten der Lofoten zählen im Süden auch das Fischerdorf A, Hamnoy und natürlich der Reinebringen. Wer hier ist, muss den Aufstieg unbedingt machen, es lohnt sich. Der Weg ist steil und Trittsicherheit auf jeden Fall erforderlich, aber der Blick nach einer knappen Stunde Aufstieg ist gigantisch. Zu sagen, dass es der schönste Ausblick auf den Lofoten ist, ist wohl kaum übertrieben. Auf der einen Seite der Atlantik, auf der anderen Seite zwei malerische Fjorde und dazwischen die vielen kleinen Inseln mit Hamnoy und Reine.

Auf der Rückfahrt nach Svolvaer sehen wir plötzlich eine große Menschenansammlung auf einer Brücke. Mehrere Dutzend Autos stehen provisorisch am Straßenrand und viele Menschen schauen gebannt aufs Meer. Der erste Blick aufs Wasser bestätigt die Vermutung: Wale. Mehrere große Finnen ziehen durchs Wasser, direkt auf die Brücke zu. Für Delfine sind sie viel zu groß und nach kurzer Zeit erkennt man auch die schwarz-weiße Färbung, es sind Orcas. Vier Schwertwale schwimmen unter der Brücke hindurch, drehen eine kleine Runde im Fjord hinter der Brücke und schwimmen gemächlich wieder Richtung Meer, beobachtet von weit über 50 aufgeregten Touristen. Ein äußerst beeindruckendes Erlebnis, wie oft das hier vorkommt weiß ich aber nicht.

Die charakteristischen Häuser von Hamnoy

Reinebringen, das Postkartenmotiv

Schwertwale direkt an der Straße bei Hamnoy

Dreizehenmöwe im Anflug auf die Brutkolonie

Eggum

Auf dem Weg zurück nach Henningsvaer liegt ein weiteres Klettergebiet, Eggum. Im Gegensatz zur restlichen Insel gibt es hier gebohrte Sportkletterrouten. Interessant ist die Felsstruktur, Lochkletterei im Granit und recht kurze und steile Routen. Ab 6c/7a gibt es davon auch einige wirklich gute, für die leichteren muss man hier nicht her kommen. Insgesamt hätte ich von Eggum etwas mehr erwartet, aber unter den schwereren Touren sind ein paar wirklich gute. Nach einem weiteren Tag in Henningsvaer ist Yvonnes Zeit leider zu Ende, sie fliegt von Leknes zurück. Nach einem sehr spannenden Morgen mit einer leeren Autobatterie und drei fehlgeschlagenen Starthilfeversuchen nimmt sie glücklicherweise ein Traunsteiner Ehepaar mit zum Flughafen. Glücklicherweise findet sich in Eggum eine sehr nette Frau, die uns zu Hilfe kommt und einige Minuten später läuft unser Auto wieder. Nach eineinhalb weiteren, teilweise verregneten, Tagen (14°, Wolken und ab und zu Regen ist die Wetterlage) in Eggum fahren wir weiter und verabschieden uns von der grandiosen Landschaft der Lofoten, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Sonnenaufgang am Strand von Eggum (3.30 Uhr), zum Glück war Yvonne gerade wach

Perfekter Regenbogen, völlig aus dem Nichts